Das Anfangsdaten-Problem
Die Allgemeine Relativitätstheorie wird durch
die Einsteinschen Feldgleichungen dargestellt, einem System aus zehn
nichtlinearen, partiellen Differentialgleichungen. Sie beschreibt die
Gravitation durch die Krümmung einer vierdimensionalen, pseudoriemannschen
Mannigfaltigkeit. Testteilchen auf die keine Kraft einwirkt bewegen sich dann
auf Geodäten durch diesen Raum. Arnowitt, Desner und Misner schlugen eine
Zerlegung in einen dreidimensionalen, raumartigen Anteil und einen
eindimensionalen, zeitartigen Anteil vor. Diese 3+1-Zerlegung macht klar,
dass zur Lösung des Systems partieller Differentialgleichungen Anfangsdaten auf
einer Hyperfläche zu einer gewissen Zeit t notwendig sind. Abgesehen von der
Topologie und dem Energie-Impuls-Tensor, welche das zu lösende Problem
charakterisieren, müssen bestimmte
constraints erfüllt werden. Diese ergeben sich
aus der Herleitung der 3+1-Zerlegung.
Betrachtet man isolierte schwarze
Löcher, so gibt es keine Materie im Aussenraum und der
Energie-Impuls-Tensor verschwindet. Das Gebiet auf welchem die
Differentialgleichungen gelöst werden, ist nun abhängig vom jeweiligen Ansatz.
Eine Variante besteht im Ausschneiden (
excision) des Innenraumes der Schwarzen
Löcher. Dieses Vorgehen geht auf Bowen und York (in [1]) zurück. In den
vergangenen Jahren haben sich zudem sogenannte
punctures durchgesetzt. Durch eine geschickte
Separation des konformen Faktors verschwinden die Singularitäten und man kann
das Problem nun auf einem konvexen Gebiet lösen.
Anfangsdaten für schwarze Löcher
Allen hier vorgestellten Berechnungen
liegt ein Gebiet mit ausgeschnittenen schwarzen Löchern zugrunde. Man setzt
voraus, dass die Metrik bei hinreichend grossem Abstand flach (
asymptotical flatness) wird und dass man den
metrischen Tensor konform in einen skalaren Faktor und eine flache
Hintergrundmetrik zerlegen kann (
conformal
flatness). Des weiteren soll die Spur der extrinsischen Krümmung
verschwinden(
maximal slicing).
Diese Voraussetzungen werden allesamt auch für Punctures gemacht und es
ergibt sich folgende semilineare und skalare elliptische Differentialgleichung
für den konformen Faktor:
Fordert man nun
Inversionssymmetrie so ergeben sich die inneren Randbedingungen zu
Hierbei
bezeichnet r den Radius des jeweiligen schwarzen Loches und
n die äußere Normale. Die asymptotische
Flachheit spiegelt sich in der äußeren Randbedingung wieder und lässt sich
umschreiben zu:
Das Gebiet
auf dem die Differentialgleichung gelöst wird, besteht aus einer Kugel mit
möglichst großem Radius aus welcher kleine Kugeln ausgeschnitten sind. Der
Radius dieser wird durch die Masse der einzelnen schwarzen Löcher
vorgegeben.
Das Problem wird durch eine modifizierte Version des
Finite-Element-Programmpaketes KASKADE gelöst. Hierbei wird eine gewöhnliche
Newtonschleife eingefügt, um auch das Lösen nichtlinearer, elliptischer Probleme
zu ermöglichen. Eine triviale Abbruchbedingung wird dabei der Arbeit von Arup
Mukherjee [2] entnommen, bei welcher der relative Fehler in jedem Punkt kleiner
als 10
-7 sein muß, um die Schleife zu beenden. Durch adaptive
Gitterverfeinerung, flexible Zerlegung komplizierter Gebiete, effiziente
Multigrid-Löser und baumartigen Datenstrukturen wird eine schnelle und genaue
Lösung des Problems erwartet. Die Methode sollte hierdruch der
Finite-Differenzen-Methode zumindest teilweise überlegen sein. KASKADE benutzt
zur Modellierung dreidimensionaler finiter Elemente ausschließlich lineare
Ansatzfunktionen auf Tetraedern.
Eine nicht zu unterschätzende
Schwierigkeit stellt die Anfangszerlegung des Gebietes dar. Sie muss zur
Verfügung gestellt werden. Es gibt durchaus allgemeine Gittergeneratoren, doch
eine dem Problem angepasste Zerlegung ist stets vorteilhaft. Um die
Approximation des Gebietes zu optimieren, werden neuen innere
Randpunkte, welche durch die Verfeinerung entstehen, auf die entsprechenden
Sphären projiziert. Ist die Anfangszerlegung zu grob, können während der
Verfeinerung Überschneidungen von Elementen durch diese Projektion auftreten.
Solche Überschneidungen sind unzulässig, zerstören Gleichungssystem und
Randbedingung und bringen das Programm zum Absturz.
Ergebnisse
Die Analyse und Darstellung dreidimensionaler Ergebnisse ist
interssant. Es kann nie die gesamte Information in einem Bild wiedergegeben
werden da dies zweidimensional ist. Hier werden vorrangig Ebenenschnitte, normal
zu eine der drei Koordinatenachsen dargestellt.
Single Black Hole
Bowen und York schlugen in [1] eine Modellfunktion
H
model vor. Sie entspricht nicht ganz physikalischen Tatsachen,
eignet sich aber für die Überprüfung eines Codes (
code validation), da eine analytische Lösung
existiert.
Konformer Faktor für
ein schwarzes Loch Ebenenschnitt, x=0. Adaptive
Gitterverfeinerung. H=Hmodel |
P=0
(Schwarzschild).
|
P=10. (
z.B. in z-Richtung ) |
In der Abbildung sind die
Ergebnisse für ein schwarzes Loch mit P=0 und P=10 dargestellt. In der unteren
Bildhälfte ist noch der konforme Faktor über eine der Achsen aufgetragen
(Radialsymmetrische Lösung). Die dargestellte Verfeinerungstiefe dient lediglich
der Visualisierung. Die verwendete Rechentechnik erlaubt höhere
Verfeinerungstiefen mit bis zu vier Millionen Knoten bei akzeptabler Rechenzeit.
Man erkennt auch die regelmäßige Struktur der Elemente. Bei Verwendung von
allgemeinen Gittergeneratoren sieht die Zerlung unstrukturiert aus, wie
später noch erkennbar sein wird.
Da lineare Ansatzfunktionen verwendet
werden, sollte der L2-Fehler zur analytischen Lösung mit h^2 und der
Energiefehler mit h fallen. In der folgenden Tabelle sind L2- und Energiefehler
in uniformer und adaptiver Verfeinerung dargestellt. Als Anfangszerlegung wurde
dabei eine eigens erstellte verwendet und mit MESHGEN bezeichnet. Im
letzten Bild sieht man, dass der Energiefehler der Anfangszerlegung von MESHGEN
kleiner ist, als die des Gittergenerators NETGEN.
Fehler in der Energienorm |
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Fehler in L2-Norm |
|
Fehler in Energienorm zwischen spezieller
Anfangszerlegung MESHGEN und Gittergenerator NETGEN |
|
Im
unteren Bild ist eine Vergleichsgerade proportional zu h eingetragen. Man sieht
das vorerst der Energiefehler schneller fällt als vermutet. Im Falle der
Anfangszerlegung durch NETGEN scheint sich der zu schnelle Abfall eher zu der
asymptotischen Grenze abzuflachen. Die spezielle Anfangszerlegung ist stets
besser, doch man kann auch daraus schliessen, dass NETGEN keineswegs unbrauchbar
ist. Erlaubt man einen Verfeinerungsschritt mehr, so ist der Fehler in der
Energienorm beider Lösungen nahezu gleich.
Die adaptive Verfeinerung im
Fall eines schwarzen Loches ist nicht von Vorteil. Das kann daran liegen, dass
minimaler und maximaler Winkel der Tetraederzerlegung mit jedem
Verfeinerungsschritt extremer werden. Dies ist leider möglich, da durch
Verfeinerung entstandene neue Randpunkte auf eine Sphäre projiziert werden. Die
bei KASKADE implementierte Oktasektion bzw. Rot-Grün-Verfeinerung scheint hier
wesentlich anfälliger als die Bisektion, wie man durch Vergleich mit anderen
Arbeiten abschätzen kann. Nach meinem jetzigen Wissensstand existiert auch keine
Arbeit, die konkret analysiert, wie bei Verfeinerung von konkaven, sphärischen
Rändern zu verfahren ist.
Binary Black Hole
|
Sphärischer Gebietsausschnitt. Dargestellt ist der konforme
Faktor und die Tetraederzerlegung durch NETGEN nach einem
Verfeinerungsschritt. Eingetragen sind zudem drei Isoflächen bei Psi=1.5 ,
2 und 2.5. |
Die Funktion H(x) lässt sich im
Falle zweier schwarzer Löcher nicht einfach additiv zusammensetzen. Stattdessen
erfordert die Inversionssymmetrie eine aufwendige Rechnung (siehe [3]).
Analytisch ist H(x) nur durch eine unendliche Reihe darstellbar. Jedoch kann man
diese Reihe schon nach wenigen Summanden abbrechen. Nichtsdestotrotz verschlingt
die Berechnung von H(x) den größten Teil an Rechenzeit.
Das Gebiet
stellt zwei schwarze Löcher dar. Das zweite hat dabei die doppelte Masse
und dem entsprechend einen doppelt so großen
Throat. Die genauen Parameter wurden der
Arbeit von Mukherjee entnommen, um die Resulate miteinander vergleichen zu
können.
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Gebietsausschnitt. Maximale Rechentiefe.
Uniforme Verfeinerung. |
Gesamtes Gebiet. Maximale Rechentiefe.
Adaptive Verfeinerung. |
Der Energiefehler nimmt bei
adaptiver Vefeinerung nun schneller ab. Zudem zeigt sich eine lineare
Abnahme des Energienorm-Fehlers mit h. Eine Vergleichsgerade ist hierzu im
Diagramm eingezeichnet.
Eine Verbesserung
der Ergebnisse würde die Implementation der Bisektion mit sich bringen. Nicht
nur, dass die konkaven, spärischen Ränder unter besseren Winkeln approximiert
werden könnten. Auch verachtfacht sich nicht die Anzahl der Elemente sofort bei
der Verfeinerung eines Elementes, sondern sie verdoppelt sich nur. Dadurch
könnte das Gebiet effizienter verfeinert werden.
Referenzen
[1] |
J. M. Bowen, J. W. York Jr. Time-symmetric initial data for black
holes and black-hole collisions. Phys. Rev. D 21 2047 (1980).
|
[2] |
Arup Mukherjee. An Adaptive Finite Element Code For Elliptic
Boundary Value Problems In Three Dimensions With Application In Numerical
Relativity . PhD Thesis, 1996. |
[3] |
Gregory B. Cook. Initial data for axisymmetric black-hole
collisions. Phys. Rev. D 44 2983
(1991). |
Stand: 20.Februar
2007